Samstag, 14.02.: Von Hannover nach Dublin
Während meine liebe Autorenkollegin Rebecca bereits vormittags in Salzburg in den Flieger steigt, kann ich es mir zu Hause bis mittags gemütlich machen. Dann geht es mit dem Zug nach Bremen und von dort aus zum Flughafen. Die Sonne scheint, für Mitte Februar ist es angenehm mild und alles ist superpünktlich: Bus, Zug, Flugzeug. Einzig das lange Warten beim Check-in in Bremen ist anstrengend, doch als wir endlich durch sind, beginnt direkt das Boarding. Von meinen geplanten 2000 Wörtern, die ich vormittags und während der Zugfahrt tippen wollte, habe ich exakt 0 geschafft. Aber es geht ja schließlich in den Schreiburlaub, also sollte das aufzuholen sein, oder?
Wir landen mit 30 Minuten Verfrühung (!) in Dublin. Bis ich das erste Mal irischen Boden betrete, lief also alles glatt. Zu glatt. Denn obwohl die Gepäckausgabe die schnellste meines Lebens ist und ich Rebecca sofort am Flughafen finde, startet unsere Reise mit einer kleinen Planänderung: Es soll doch nicht heute schon zu unserem Cottage auf der anderen Seite der Insel gehen, da uns niemand einen Mietwagen geben will. Rebeccas Vater stellt sich als unser Held heraus und so verbringen wir den ersten Abend in Dublin.
Schreiben? Von wegen. Erst einmal wollen wir das Dubliner Nachtleben und die Temple Bar erkunden. Uns erwarten warmherzige, gut gelaunte Menschen und Musik an jeder Straßenecke. Die Leute tanzen, trinken, feiern und alle sind gut drauf. Dafür haben es die Preise in sich (6 € für einen Pint Guinness). Allzu lang treiben wir uns nicht in den Straßen Dublins herum, da wir beide erschöpft von der Reise sind. Zumindest raffe ich mich abends im Hotelzimmer dazu auf, noch ein paar Wörtchen zu tippen, damit der Tag nicht mit einer fetten Null endet.
Sonntag, 15.02.: Von Dublin nach Galway
Die unglückliche Planänderung stellt sich als echter Glücksfall heraus, da wir so noch einen halben Tag lang Dublin bei Tag erkunden können. Die Stadt ist ein Traum! Alt trifft auf neu, Tradition auf Moderne und überall werden Kunst und Kultur groß geschrieben. Unser Ziel an diesem Vormittag ist das Writers Museum in Dublin und auf dem Weg dahin schießen wir fleißig Fotos und räumen auch noch einen Souvenirshop aus. (O-Ton: „Wo kommen die ganzen Bücher und Goodies in meiner Tasche her?!“)
Das Writers Museum befindet sich sehr zentral und ist super zu Fuß zu erreichen. Überhaupt lohnt es sich, Dublin abzulaufen und die schmerzenden Füße in Kauf zu nehmen. Man entdeckt kleine Gässchen, Denkmäler, wunderschöne Gebäude und liebevolle Details. Das Writers Museum selbst führt durch die Geschichte Irlands, die eng mit der Geschichte irischer Schriftsteller verbunden ist. Wer denkt, mit Yeats, Wilde, Shaw und Stoker sei alles erzählt, der irrt! Ausgestellt sind zudem Originalausgaben der Werke berühmter und weniger berühmter Dichter und Schriftsteller, dazu persönliche Gegenstände, wie Schreibmaschinen, Brillen, ein Füller und sogar ein Anzug. Natürlich kommt mir beim Rundgang durch das Museum prompt eine Idee für eine neue Geschichte. Wir zwei treffen uns dann noch mal 2017 hier und dann schreibe ich dich auf, einverstanden?
Am Nachmittag geht es mit dem Bus von Dublin nach Galway (Ticketpreis Hin- und Rückfahrt: 28 €). In 2,5 h einmal quer durchs Land? In Irland problemlos machbar. Hatten wir in Dublin noch Sonnenschein und ein paar Wölkchen, verschlechtert sich das Wetter zunehmend, bis uns in Galway eine wahre Regenfront erwartet. Den Plan, die Stadt zu erkunden, verschieben wir erstmal und dank der irischen Gastfreundlichkeit bekommen wir unseren Mietwagen vor Ort verfrüht, können einkaufen und schließlich in unser Cottage fahren.
Was so simpel klingt, entwickelt sich zu einem echten Abenteuer. Man nehme Linksverkehr + Nacht + Regensturm und man bekommt den klassischen Anfang für einen Roman: It was a dark and stormy night …
Doch sogar die einstündige Nachtfahrt durch Irlands kurvige Straßen überstehen wir, trotzen Regen und Wind und überleben einen Felsen, der plötzlich mitten auf der Fahrbahn liegt. Falls ihr diese Ereignisse in einer von meinen oder Rebeccas Geschichten wiederfindet – es ist alles genau so passiert!
Aber was lange währt, wird endlich gut. Mithilfe von Navi, Wegbeschreibung, Hirnverknotungen und einem hilfsbereiten Nachbarn finden wir unser Cottage und … *trommelwirbel* … setzen uns nach dem Auspacken tatsächlich hin und schreiben! Bei Musik, Kerzenlicht und Kaminfeuer, Tee und Keksen bringen wir mal eben 2000-2500 Wörter zu Papier. Und das innerhalb von 2-3 Stunden! Was man nicht alles ohne Internetzugang schafft …
Montag, 16.02.: Das Abenteuer geht weiter
Am nächsten Morgen jagen uns nicht gewisse körperliche Bedürfnisse (Kaffee!) aus dem Bett, sondern die Aussicht. Bei unserer Ankunft war es stockfinster. Jetzt wollen wir sehen, wo wir die nächsten Tage verbringen werden. Und die Aussicht ist atemberaubend! Unser Puppenhaus-Cottage befindet sich direkt an der Küste mit einem kleinen Erker zum Schreiben und freiem Blick aufs Meer. Das Highlight dazu: Möwen! Und den Sonnenschein nicht zu vergessen.
Es folgen Frühstück und etwas, das als Spaziergang zum Strand geplant war. Daraus wird eine Wander- und Kletterpartie über Felsen, glitschige Algen, eine Tour querfeldein über eine saftig grüne Wiese (Irland trägt den Namen „Die grüne Insel“ nicht umsonst!) und der Besuch einer Ruine mitsamt Friedhof. Nach diesem abenteuerlichen Ausflug, der den Grundstein für unsere neue kriminelle Karriere legt, mich blutig und mit angeschlagenem Knie zurücklässt und Rebecca ein paar Schnitte beschert, kehren wir in unser heimeliges Cottage zurück.
2000 Wörter! Was zu Hause dank Internet und Co. sehr viel länger dauert, haben wir hier wieder super schnell geschafft. Danach geht es nach Ballyvaughan (es hat 2 Tage gedauert, bis wir wussten, wie man das richtig ausspricht). Uns erwartet ein süßer kleiner Ort an der Küste, wo wir in einem rustikalen Restaurant am Pier essen. Nachmittags und abends sind wir beide wieder fleißig. Ich komme auf 4117 Wörter an diesem Tag und darf mich zur Belohnung meinem Geheimprojekt (1097 Wörter) widmen. Rebecca holt mit über 4000 Wörtern auf. Mit dieser Wortzahl können wir Tag 3 ruhigen Gewissens mit einem guten Buch im Bett abschließen.
Dienstag, 17.02.: 8:15 AM again!
Und täglich grüßt das Murmeltier – oder vielmehr 8:15 Uhr, da wir auch ohne Wecker immer um diese Zeit aufwachen. Magic Time? Auf jeden Fall hat Irland etwas Magisches, denn wir haben schon gelernt, dass wir vorsichtig sein sollten, was wir uns wünschen bzw. dann auch aussprechen. Insbesondere was das Wetter angeht. Doch auch abgesehen davon sorgt die grüne Insel für viel Inspiration, neue Ideen und verrückte Träume.
Das Wetter ist heute nicht so freundlich wie gestern, tiefe Wolken hängen über uns und Nebel verdeckt den Blick zur gegenüberliegenden Küste. Also nutzen wir die Zeit zum Lesen und Schreiben. Lustigerweise ist mir gestern direkt vor dem Einschlafen eingefallen, wie ich den Anfang meines Geheimprojekts ändern muss, damit er besser wird. Das setze ich heute direkt um, auch wenn ich mich damit von fast allen Wörtern verabschieden muss, die ich gestern getippt habe (*schnüff*).
Aus irgendwelchen Gründen (liegt es am stürmischen, grauen Wetter?) ist dieser Schreibtag aaaanstrengend! Um den Kopf zu klären, unternehmen wir einen kleinen Strandspaziergang und enden wieder mal damit, über Zäune zu klettern, fremde Grundstücke zu betreten und uns mit Tieren anzufreunden. Wir kennen schon die Pferde, Schafe und einen Esel aus der Umgebung. Menschen? Eher weniger.
Abends kommen wir trotzdem auf unsere vorgenommenen Wortziele, sodass wir beruhigt ins Bett fallen können. Auf dass morgen ein schreibtechnisch besserer Tag wird!
Mittwoch, 18.02.: Lese- und Schreibwetter
Ausnahmsweise bleibt das Wetter heute beständig, nämlich grau in grau, dunkel, wolkig und regnerisch. Bis auf einen Miniausflug nach Ballyvaughan, um unsere Lebensmittelvorräte aufzustocken, verbringen wir den Tag in unserem gemütlichen Cottage mit Schreiben, Lesen und jeder Menge Musik.
Donnerstag, 19.02.: Immer der Nase nach!
Der Tag beginnt mit Regen, Sonnenschein, Hagel und einem Regenbogen. So langsam haben wir begriffen, dass man in Irland mit jedem Wetter rechnen muss. Auch wenn ich den Tag mit dem Geheimprojekt beginne, statt brav am „richtigen“ Manuskript zu arbeiten, sind ca. 1500 Wörter geschafft, bevor wir losfahren.
Das Navi führt uns mitten durch die Pampa, durch kurvige Straßen, die so schmal sind, das gerade mal ein Auto hindurchpasst und sogar der Fahrerin schlecht wird. Geschwindigkeitsbegrenzung? 80kmh. Wir waren mit 60kmh schon ziemlich schnell. Aber wir entdecken den zweiten Regenbogen und kommen heil an unserem Ziel an: Die Cliffs of Moher.
Vormittags ist nicht viel los und das Glück auf unserer Seite. Strahlender Sonnenschein, als wir entlang der berühmtesten Klippen Irlands entlang spazieren. Quickfacts: Am höchsten Punkt ragen die Steilklippen 214 Meter in die Höhe. Hier wurden auch diverse Filme gedreht, darunter „Harry Potter und der Halbblutprinz“. Unter uns peitscht der Atlantik gegen die Klippen, Meeresschaum schwebt wie Schneeflocken durch die Luft und der Wind ist eisig.
Natürlich können wir uns wieder mal nicht an irgendwelche Warnschilder halten, klettern über den Zaun (langsam werden wir echte Profis darin!) und laufen direkt an den Klippen entlang. Wer braucht schon Sicherheitsabstand? Zu unserer Verteidigung: Wir waren nicht die Einzigen und der Weg ist an und für sich existent, nur eben heute aufgrund des Regens matschig und daher gesperrt. Aber unsere vorherigen Kletterabenteuer haben uns bestens darauf vorbereitet.
Auf dem Rückweg (und nach einem kleinen Einkauf im Souvenirshop) machen wir in Doolin Halt, einer süßen kleinen Stadt, die mehr Bed&Breakfasts als Wohnhäuser hat, mit bunten Häuschen glänzt und eingebettet zwischen Küste, grüner Landschaft und felsigem Burren einen ganz eigenen Charme besitzt. Gegessen haben wir in einem Pub, der zumindest in einer meiner Geschichten sicher mal als Vorlage dienen wird. Als Dessert gab es hausgemachten Apple & Cinnamon Crumble sowie Death by Chocolate. Hier ist der Name Programm, denn der Schokokuchen war. Zum. Sterben. Gut.
Wenn wir während dieses Urlaubs eins gelernt haben, dann: Immer der Nase nach! So entdecken wir den Hafen Doolins mit einem fantastischen Felsstrand. Natürlich müssen wir diesen sofort erkunden und unsere Kletterfähigkeiten erproben, statt uns an vorgegebene Wege zu halten. Dafür können wir den Tag in der Sonne ausklingen lassen, auf einem Felsen sitzend, mit Blick auf das aufgewühlte Meer, dessen Wellen gegen die Steine krachen.
Die Fahrt zurück geht über den Wild Atlantic Way (O-Ton: „Traue nie einem Navi!“) an der Küste entlang. Einmal müssen wir anhalten und Fotos schießen, als der Burren sich uns in seiner ganzen Pracht präsentiert. Und während wir über die Felsen wandern, stellen wir Theorien auf, ob diese Mondlandschaft tatsächlich einmal Teil des Mondes gewesen ist oder die Tuatha De Danann (sprich: Tua-Day Dhanna), die Feen Irlands, an diesem Punkt ankamen.
Gäbe es noch mehr Möglichkeiten zum Anhalten, würden wir sie alle nutzen. So aber folgen wir der Küstenstraße, die uns zurück nach Ballyvaughan und schließlich in unser Cottage bringt. Hier wird den Abend über noch fleißig geschrieben. Heute geschafft: 4000-5000 Wörter.
Freitag, 20.02.: Ein perfekter letzter Tag
Da der gestrige Tag so traumhaft war, wollen wir heute noch mal den Wild Atlantic Way entlang fahren. Davor steht aber die Besichtigung des Dunguaire Castle auf dem Programm. Das Schloss befindet sich in der Nähe von Kinvarra und für uns auf halbem Weg nach Galway.
Allerdings beginnt dieser Tag mit einem so bunten Wettermix, dass der April in Deutschland wie ein Kleinkind dagegen wirkt. Innerhalb eines Vormittags dürfen wir Sonne, Sturm, Regen, Hagel, Nebel, klare Sicht, Wind und vieles mehr erleben. Das Einzige, was wir noch nicht in Irland gesehen haben, sind Schnee und Gewitter. Aber bekanntlich soll man hier ja vorsichtig sein, was man sich wünscht …
Doch das Glück ist uns wieder hold. Zwar können wir uns Dunguaire Castle nur von außen ansehen, dafür entdecken wir Kinvarra für uns, eine kleine Hafenstadt direkt neben dem Schloss. Die bunten Häuschen, Shops mit irischer Kunst, Pubs und Cafés begeistern uns auf den ersten Blick. Getoppt wird das nur noch durch das beste Essen und den besten Kaffee, den wir bisher in Irland hatten.
Obwohl es zwischenzeitlich einen kurzen Hagelschauer gab, zeigt sich die Sonne wieder, also folgen wir unserem ursprünglichen Plan und es geht ab auf den Wild Atlantic Way. Dieser führt übrigens die ganze Westküste Irlands entlang und eignet sich perfekt für einen mehrtägigen Road-Trip. Im nächsten Urlaub dann.
Heute machen wir an einem Strand bei Fanore Halt, der uns schon gestern im Vorbeifahren aufgefallen ist. Zum Glück ist Ebbe, sodass wir einen weiten und wunderschönen Sandstrand ganz für uns allein haben. Da stören nicht mal die nassen Turnschuhe. Sonne, Meeresrauschen, Strand, Möwen und ein Felsen, um die Aussicht zu genießen ist alles, was wir brauchen.
Der Weg zurück führt uns wieder über den Atlantic Way. Zum Traum eines eigenen Schreibcottages gesellt sich nun auch der Plan eines Road-Trips durch Irland.
Nach einem gemütlichen Lesenachmittag setzen wir uns am frühen Abend wieder an unsere Notebooks und schreiben fleißig drauflos, bevor es dann auch schon ans Packen geht (O-Ton: „Ich will hier nicht weg!“).
Am letzten Tag in Irland habe ich auch gleich mein persönliches Schreibhighlight mit 5782 Wörtern.
Samstag, 21.02.: Bye bye, Irland!
In unserer letzten Nacht ist es so stürmisch und der Wind pfeift so laut ums Haus, dass ich das Gefühl habe, die Insel will uns hierbehalten. Oder nach Oz fliegen. Leider heißt es am letzten Tag früüüh aufstehen, denn wir müssen unser Cottage bereits kurz nach 7 Uhr morgens verlassen, um gegen 8 Uhr in Galway zu sein und den Mietwagen abzugeben. Jetzt sehen wir die Strecke nach Galway auch mal bei Tag – und sie ist wunderschön! Die Hügel und Felsen, die grüne Landschaft, das Meer! Um 8:45 Uhr geht der Bus nach Dublin und wir können die einzigartige Landschaft Irlands noch mal für zweieinhalb Stunden bei Sonnenschein und ganz in Ruhe bewundern.
Während Rebecca noch einen Tag in Dublin verbringen darf (*neid*), geht mein Flieger zurück nach Hause bereits gegen Mittag. Ich verlasse Irland bei schönstem Sonnenschein, was mir einen Blick aus der Luft auf die grüne Insel gestattet. Während des Rückflugs haben wir teils klare Sicht, sodass ich von weit oben auch noch England und einen Teil von Schottland sehen kann.
Fazit:
Diese Reise wird unvergesslich bleiben. Innerhalb von 7 Tagen habe ich mehr geschrieben und gesehen als jemals zuvor. Die grüne Insel hat mir Inspiration, Motivation, Entspannung und Abenteuer beschert und ich kann ehrlich sagen, mein Herz an Irland verloren zu haben. Mit 30.055 Wörtern im Gepäck und um viele Erfahrungen und Erlebnisse reicher lande ich wieder in Deutschland. Doch die Heimkehr wird nicht von einem lachenden und einem weinenden Auge begleitet – sondern von zwei weinenden. Denn, um ganz ehrlich zu sein, will ich sofort wieder zurück.
Impressionen aus Irland:
(Zum Vergrößern anklicken!)
May the wind be always at your back.
May the sun shine warm upon your face.
And the rain fall softly on your fields,
And until we meet again,
May God hold you in the palm of his hand.
~ An Irish Blessing ~
Tinka meint
Wow, sieht wunderschön aus 🙂 Die grüne Insel steht auch auf meiner Wunschliste für Urlaube. Und dort zu schreiben muss unheimlich inspirierend sein ^^
Bianca meint
Ich kann Irland nur empfehlen, gerade zum Schreiben! Ich fand es total motivierend, vor allem der Ausblick, den wir jeden Tag von unserem Schreibtisch aus hatten. Und auch was die Inspiration angeht, findet man in Irland jede Menge. ♥